Warum ich die Linkspartei 2017 nicht wählen werde
Das Positive gleich vorweg: Die Linkspartei hat ihre Aufgabe als Oppositionspartei in den letzten vier Jahren erfüllt.
Sie hat der Regierung in vielerlei Hinsicht widersprochen und Alternativen in den Raum gestellt.
Das sollte selbstverständlich sein. Im Vergleich zur Linkspartei sind die Grünen daran aber gescheitert.
Die sozial Schwachen haben in Form der Linkspartei eine Stimme, die sich kontinuierlich erhebt. Das lässt sich von den restlichen Parteien, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nach den Wahlen am 24. September 2017 in den Bundestag einziehen werden, nicht behaupten.
Es ist wichtig, dass sie sich für das Fördern von Arbeitslosen, sozial Benachteiligten und Migranten einsetzen.
Nur sollte die Linkspartei aus dem Schwarz-Weiß-Schema herausbrechen, demnach man diese Gruppe nur fördern, aber nicht fordern dürfe.
Eins muss ich dieser Partei zugestehen. Ihre führenden Köpfe betrachte ich als kulturell gebildet und in ihren politischen Ansichten gefestigt.
Selbiges würde ich in dem Ausmaß von den Spitzenvertretern der anderen Parteien nicht sagen.
Und zu sehen, wie Gregor Gysi jahrelang charismatisch als Erster auf die trögen Regierungserklärungen von Angela Merkel antwortete, hat mich oft schmunzeln lassen.
Leider hat Merkel Gysi nie zugehört.
Doch genug der Komplimente. Ich möchte erläutern, warum auch die Linkspartei bei den Bundestagswahlen 2017 für mich nicht wählbar ist.
Die Linkspartei ist nicht konstruktiv genug
Die SPD sah die Linkspartei 2013 nicht als inhaltlich realistischen Koalitionspartner an, weil dies in Bezug auf die Außenpolitik zu riskant sei.
Überdies handele es sich bei der Linkspartei – in Wahrheit – um zwei Parteien, im Osten eine eher pragmatische und im Westen eine ideologisch stark linke.
Weder die SPD noch die Linkspartei hat die letzten vier Jahre genutzt, um der Gegenseite näherzukommen.
Rot-Rot-Grün sollen jeweils Unterschiede untereinander klar benennen, aber durch zu harte Konfrontation eine linke Minderheit nicht unmöglich machen.
Union und FDP freuen sich sicher diebisch, wenn das linke Lager aufeinander losgeht.
Um eine erneute große Koalition, Schwarz-Gelb bzw. Schwarz-Grün zu verhindern, sollte die Linkspartei der SPD und den Grünen zumindest anbieten, eine Minderheitsregierung zu ermöglichen.
Voraussetzungen dafür könnten soziale Verbesserungen und weniger Waffenexporte sowie eine härtere Gangart mit der Wirtschaft sein.
Im Gegenzug hätte Rot-Grün Beinfreiheit, was die internationale Politik anbelangt und könnte mit der Union und FDP dahingehend Mehrheiten finden.
Die Erkenntnisse des Alltags stechen das Wahlprogramm aus
Der These, dass es sich bei der Linkspartei nicht um eine (geschlossene) Partei handelt, stimme ich tendenziell zu.
Flügelkämpfe innerhalb einer Partei sind normal und nicht verkehrt, aber bei der Linkspartei geht es über diesen Zustand wohl hinaus.
Zudem muss man, was das Personal angelangt, nicht allzu lange graben, um jemanden zu finden, der sehr seltsame Meinungen vertritt.
Bei der Linkspartei handelt es sich um die Nachfolgerpartei der Nachfolgerpartei der SED.
In meinem sozialen Umfeld hat niemand unter der SED-Diktatur gelitten. Wenn bestimmte Menschen die Linkspartei aufgrund ihrer Vorgeschichte niemals wählen werden, habe ich dafür allerdings Verständnis.
Doch auch mir fallen bestimmte Aussagen zur deutschen Zeitgeschichte oder aktuellen Regierungen in Russland, Kuba oder Venezuela negativ auf.
Der moralische Kompass steht bei einigen Linken-Abgeordneten im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg.
Ein politischer Gegner (z.B. die USA), dessen Regierungen mittels demokratischer Wahlen zustande kommen, sollte einem lieber sein, als ein politischer Verwandter (z. B. Kuba), der – wenn überhaupt – Scheinwahlen abhält.
Eine, für mich nicht nachvollziehbare, starke Abneigung gegenüber der Polizei würde ich der Linkspartei ebenfalls unterstellen.
Die Linkspartei galt jahrelang als das Schmuddelkind in der deutschen Parteienlandschaft.
Dass die Linkspartei die AfD hart kritisiert und als die Anti-These zum eigenen Ich begreift, ist vollkommen korrekt.
Nur hätte ich mir gewünscht, dass die Kritik immer ruhig und sachlich bleibt.
Das Schmuddelkind der Vergangenheit hätte mehr darauf achten können, dass Schmuddelkind der Gegenwart nur dann hart anzugehen, wenn es angebracht ist. Und nicht hier und da aus Prinzip.
Nicht aus Sympathie, sondern weil es gesund für das demokratische Klima im Land wäre.
Hier kommst du direkt zu meinem Debütroman Nietzsche und Goethe wären heutzutage auch bloß zwei Kellerkinder. Außerdem freue ich mich über jeden, der meine Artikel mit Freunden und Bekannten teilt!