Politik & Gesellschaft

Warum ich Die Grünen 2017 nicht wählen werde

Eine ökologisch ausgerichtete Partei ist mir grundsätzlich sympathisch. Dennoch werde ich die Grünen bei der Bundestagswahl 2017 nicht wählen.

Die Gründe dafür sind vielschichtig.

In Bezug auf das Programm werden, aus meiner Sicht, die falschen Schwerpunkte gesetzt. Partikularinteressen scheinen wichtiger zu sein als die großen Zusammenhänge in Deutschland.

Das Führungspersonal spricht mich nicht an. Es hat zuweilen, so mein Eindruck, die Bodenhaftung verloren.

Das ist ein subjektiver Eindruck. Doch interessanterweise höre ich aus meinem Umfeld, welches in Teilen grundsätzlich grünenaffin ist, Ähnliches. Und das im zunehmenden Ausmaß.

Arrogantes Auftreten

Die Grünen haben einen entscheidenden Fehler gemacht. Sie glaubten den Hype um sich selbst.

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima lagen ihre Umfragewerte teilweise deutlich über 20%. Teile der Grünen sahen sich schon auf dem vermeintlich wohlverdienten Weg zur neuen Volkspartei.

Aus Selbstbewusstsein kann schnell Arroganz resultieren.

Melden sich Grüne bei einem politischen Diskurs zu Wort, schwingt oft latent folgender Tenor mit: „So, da ihr es ja noch nicht verstanden habt, erklär ich euch jetzt mal, wie es ausschaut!“.

Mehr Selbstkritik und Demut wären angebracht. Wenn die Grünen-Konzepte, für die man gerne mit Inbrunst werben kann, so überlegen sein sollten, werden sie sich mittel- bis langfristig auch durchsetzen.

Die Grünen sehen sich mehr oder weniger als „Eltern“, die ihre „Kinder“, sprich die Bürger, erziehen müssen.

Das sollen sie aber bitte tun, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen und nicht mit erhobenen Zeigefinger nach dem Motto „Du machst das jetzt, weil ich es dir gesagt habe!“.

Einseitig tolerantes Weltbild

So seltsam es klingen mag, die Grünen wirken auf mich intolerant.

Wer sich nicht im Sinne der grünen Weltsicht äußert, outet sich dadurch als Rassist, Sexist oder etwas ähnlich Unschmeichelhaftes.

Das gilt auch für innerparteiliche Kritiker.

Überspitzt formuliert sind die Grünen zur Anti-Meinungsfreiheit-Partei mutiert.

Für unterdrückte Minderheiten einzutreten, ist anständig und löblich. Aber das klassische Familienmodell oder der „weiße Hetero-Mann“ sollten nicht zu Feindbildern ausgerufen werden, die bekämpft werden müssten. Tendenzen dazu sind zu sehen.

Die Fokussierung auf das Thema Gender ist schwer nachzuvollziehen.

Für viel Geld aus einem „Studentenwerk“ ein „Studierendenwerk“ zu machen, ist für die Mehrheit der Menschen nicht nachvollziehbar. 

Deutschland ist ein reiches Land. Nichtsdestotrotz gibt es unendlich viele Probleme, die man eher bewältigen müsste, bevor man eine vermeintlich sexistische Sprache in ihre Einzelteile zerlegt.

Bei der Urwahl für die Spitzkandidaten gab es nur eine Frau und die war gesetzt, um die Quote zu erfüllen. Dabei wären zwei Männer im konkreten Fall wohl erfolgversprechender gewesen.

Wer vor Populismus warnt, sollte selbst keinen betreiben.

Die Warnungen vor dem „Brexit“ und Trump hatten mitunter etwas von Weltuntergangsszenarien.

Pragmatische Grünen-Politiker der Exekutive, namentlich Boris Palmer und Winfried Kretschmann, werden intern abgekanzelt oder bekommen eins mit der Populismus-Keule übergezogen.

Die Grünen und das Thema Flüchtlinge

Das Asylrecht zu verteidigen ist schön und gut.

Aber warum nicht die Leute, die es missbrauchen wollen, aussortieren und Konzepte – die nicht nur fördern, sondern auch fordern – erstellen, die Integration ermöglichen.

Angst vor dem Deutschsein und Fakten nicht zu benennen, weil sie als rassistisch aufgefasst werden könnten, sind keine Erfolgsformeln.

Ich kenne einige Frauen, die von den Grünen enttäuscht sind. Warum? Weil die Grünen sich nicht trauen, zu benennen, dass es eine relevante Anzahl von Muslimen gibt, welche Frauen für Menschen zweiter Klasse halten.

Ähnliches gilt für homosexuelle Menschen. Ähnliches gilt für Menschen jüdischen Glaubens.

Wird ein Problem nicht benannt, kann es auch keine Fortschritte geben.

Beim Thema Flüchtlingspolitik haben die Grünen ihre Position merkbar verändert.

Die Grünen von 2015 hätten den Grünen von 2017 für ihre Aussagen Rassismus unterstellt.

Nichts Halbes, nichts Ganzes

Von einer Partei würde ich gerne wissen, wohin sie will.

Leider wollen sich die Grünen nicht einmal ansatzweise festlegen, mit wem sie nach der Wahl 2017 im Bund regieren wollen. Dass sie mitregieren wollen, steht außer Zweifel.

Einerseits hört man, dass der grüne Ministerpräsident Kretschmann für Merkel täglich bete, andererseits sei ein rot-grünes bzw. rot-rot-grünes Bündnis die inhaltlich logische Variante.

Das macht für einen potenziellen Wähler schon einen riesen Unterschied aus.

Mit Blick auf die Grünen in Landesregierungen fällt eines auf: Sie scheuen sich vor den ganz wichtigen Ministerposten.

Warum nicht mal den Finanzminister oder Innenminister stellen?

Bei hässlichen Dingen wie Abschiebungen, Pannen mit V-Leuten oder harten Polizeieinsätzen bei Demonstrationen können sich die Grünen dann nicht immer einen schlanken Fuß machen.

Wer nur seine kleine Klientel im Sinn hat, macht sich irgendwann überflüssig, siehe FDP anno 2013.

Chance verpasst

Mittlerweile gibt es Menschen, die es für möglich halten, dass die Grünen an der Fünfprozenthürde scheitern.

Angesichts der Tatsache, dass sich die Liebe für die große Koalition im Lande in Grenzen hält, sollte eine Oppositionspartei wie die Grünen besser dastehen.

Zumal die Grünen ja das große Glück hatten, dass der sprichwörtliche Dreck der Regierungsjahre 1998 bis 2005 an der SPD haften blieb.

Die Hartz-IV-Gesetzgebung, der erste Kriegseinsatz der Bundeswehr, die Finanzmarktderegulierung, der massive Abbau von Arbeitnehmerrechten und die Senkung von Steuern für Reiche und Unternehmen hat die SPD mit den Grünen durch den Bundestag gebracht.

Das Führungspersonal der Grünen ist eher mau.

Keiner, der auch nur im Ansatz die Ausstrahlung eines Joschka Fischers hätte – egal, wie man zu diesem stehen mag.

Heutzutage fällt man als hohes Tier bei den Grünen eher durch Geplänkel auf Twitter auf, wenn überhaupt.

Alle Parteien denken nur im Vier- oder Fünfjahresrhythmus. Die Grünen könnten die Partei der Generationsgerechtigkeit sein.

Wo ist das große umweltpolitische Konzept der Grünen zum Klimawandel?

Klimaflüchtlinge sind in der Zukunft garantiert.

Harte Wahrheiten in Bezug auf ökologische Themen sind auszusprechen und für einen klaren Wandel ist einzutreten, auch wenn dadurch die Wirtschaft kurzfristig geschwächt würde und Verbraucherpreise steigen könnten.

Motto: Kurzfristig leiden, um langfristig besser dazustehen. Dabei nicht dumpf Lobbypartei für bestimmte Unternehmen sein.

Auch was den Einsatz für eine faire Weltwirtschaft angeht, Stichwort Flüchtlingsursachen bekämpfen, haben die Grünen sehr viel Nachholbedarf.

Hier kommst du direkt zu meinem Debütroman Nietzsche und Goethe wären heutzutage auch bloß zwei Kellerkinder. Außerdem freue ich mich über jeden, der meine Artikel mit Freunden und Bekannten teilt!

 

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