Warum viele Menschen die AfD 2017 wählen werden
Ich sehe an dieser Stelle davon ab, Gründe zu nennen, die AfD nicht zu wählen. Dies wird in den Medien und der Politik umfassend getan.
Vielmehr möchte ich aufzeigen, wie die etablierten Parteien sowie die Massenmedien dazu beigetragen haben, dass die AfD (wieder) relevant wurde und viele Bürger, die AfD aus „Notwehr“ wählen wollen.
Denn nur die wenigsten AfD-Wähler identifizieren sich mit Personal und Inhalt der Partei. Den meisten geht es darum, den Politikern, die Exekutiv-Ämter ausüben, eine Botschaft zu senden.
Der AfD wird vorgeworfen, ausgrenzende, von Feindbildern geprägte und skandalisierende Politik zu betreiben.
Diesen Vorwurf kann man machen. Beispiele lassen sich ohne große Recherche-Kunst finden.
Nur fällt mir – als Gegner akuter Doppelmoral – auf, dass sehr viele AfD-Gegner das Verhalten an den Tag legen, das sie bei der AfD kritisieren.
Sie grenzen die AfD aus, kultivieren sie als Feindbild und skandalisieren Aussagen von AfD-Politikern.
Ausgrenzung der AfD
Fast kein Mensch schaut sich noch Parlamentsdebatten an. In Deutschland finden politische Debatten, bedauernswerterweise, vornehmlich in den TV-Talkshows statt.
Und in den deutschen TV-Talkshows wurde (es hat mittlerweile nachgelassen) die AfD ausgegrenzt. Das war das Dümmste, was man machen konnte, wenn man die AfD kleinhalten will.
Vor allem 2015 und 2016 war das Schema bei Anne Will, Maybrit Illner, Maischberger und Hart aber fair fast immer identisch: 4 oder 5 gegen 1, oft mit parteiischer Moderation.
Der AfD-Gast wurde stets mit einem anklagenden Einspielfilm konfrontiert und sollte im Anschluss Stellung zu einer umstrittenen Aussage eines Parteikollegen nehmen.
Die Befragung erfolgte hartnäckiger als sonst üblich. Man verstehe mich nicht falsch. Ich will, dass AfD-Politiker kritisch hinterfragt und dazu aufgefordert werden, die eigentliche Frage zu beantworten.
Nur hat das einen faden Beigeschmack, wenn das bei den Politikern der etablierten Parteien in diesem Maße nicht passiert.
Am Zuschauer geht so etwas nicht komplett vorbei. Ein gewisser Teil der Zuschauer wird sich mit dem „Benachteiligten“ solidarisieren.
Somit spielt man der AfD in die Karten. Denn so kann sie sich, nicht vollkommen zu Unrecht, als Opfer darstellen.
Obschon die Gestaltung einer Talkshow nicht (direkt) in den Händen von Politikern liegt, haben sich auch viele von diesen unklug angestellt und der AfD damit ungewollt geholfen.
So gab es Diskussionen, ob man sich „mit Leuten wie von der AfD“ überhaupt an einen Tisch setzen dürfe.
Das muss man sich mal vor Augen halten: Zum Teil wollten Volksvertreter nicht auf eine Bühne mit Menschen, die sich aus juristischer Sicht nichts zu Schulden haben lassen kommen, und eine Partei vertraten, die in ein Landesparlament nach dem anderen einzog.
Eine diametral entgegengesetzte Meinung zu äußern, stellt kein Verbrechen dar. In einer Demokratie kann man auch behaupten, dass die Erde flach ist und Schweine fliegen können.
Ursula von der Leyen schoss den Vogel ab
Die Bundeskanzlerin bzw. Bundespräsidentin in Wartestellung, Ursula von der Leyen, hat im März 2016 den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen.
Die CDU hatte soeben mehrere Landtagswahlen krachend verloren. Die SPD schnitt gar bei zwei der drei Wahlen schlechter ab als die AfD.
Daher stand in der Talkshow von Anne Will die Frage im Raum, ob die Kanzlerin in der Vergangenheit gravierende Fehler, insbesondere in der Flüchtlingspolitik, begangen haben könnte.
Und was tat die Verteidigungsministerin? Sie stellte mit erstem Gesicht eine steile These auf.
Wenn die AfD von rund 20% der Bürger gewählt wurde, lasse sich daraus lesen, dass 80% der Wähler den Kurs von Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik unterstützen würden. (Anne Will vom 13.03.2016)
Damit hat sie mal eben so im Vorbeigehen aus den Parteien CDU, CSU, FDP, SPD, Grüne und Linkspartei eine große Einheitspartei gemacht.
So viel zum Thema der Unterscheidbarkeit von Parteien.
Es war eine Klarstellung an unzufriedene Bürger: Es wird sich erst etwas ändern, wenn die AfD die absolute Mehrheit hat.
Es bräuchte einen über Wochen ausgeklügelten Masterplan, um sich kontraproduktiver anzustellen als es von der Leyen tat.
Die AfD als Feindbild
Es ist vollkommen legitim, wenn jemand die AfD von A bis Z ablehnt und dies kundtut.
Aber die AfD-Ablehnung in Politik und Medien hat in Teilen abstruse, bedenkliche Ausmaße angenommen.
Wenn im Bundestag eine seit Jahrzehnten gängige Praxis nur geändert wird, um einen alten Herren von der AfD für wenige Minuten von einem Mikrofon fernzuhalten, fehlen mir die Worte.
Was mich besonders stört ist, wenn die AfD-Leute als Nazis bezeichnet werden. Die wahren Nazis haben einen Weltkrieg angezettelt, mehrere Länder in Schutt und Asche zerlegt sowie viele Millionen Menschen mit perverser Effizienz umgebracht.
AfD-Leute wollen die Grenzen schließen, sozialstaatliche Leistungen auf Deutsche und in Deutschland steuerzahlende Ausländer begrenzen und halten das Christentum dem Islam für überlegen.
Ja, wehret den Anfängen. Aber wer nicht den Unterschied zwischen der NSDAP und der AfD sieht, braucht viel Nachhilfe im Fach Geschichte.
Ganz nebenbei, was ist aus dem Wort „Neo-Nazi“ geworden? Oder wie wäre es mit „Nazi-Sympathisant“?
Oder noch besser: Generell hart inhaltlich kritisieren, ohne dabei mit diffamierenden Ausdrücke um sich zu werfen.
Doch wird die Partei AfD nicht nur beleidigt, sie dient auch als Wort, mit dem man andere Konkurrenten beleidigen kann.
Politiker bezeichnen andere Politiker als AfD-nah, um sie zu diskreditieren. Wenn die AfD sagt, 5+5 ist 10, trauen sich das manche Menschen nicht zu bestätigen.
Zudem wird die AfD herabgewürdigt, indem man das Wort „rechtspopulistisch“ vor das Kürzel setzt. Kann man machen. Aber wer spricht von der „linkspopulistischen Linkspartei“, der „ehemals linken SPD“, der „pseudo-konservativen CDU“, der „neoliberalen FDP“ und den „besserwisserischen Grünen“?
Die AfD hat auch eine Sonderstellung, wenn ihre Anhänger und oder Vertreter Opfer von Gewalt werden.
Für mich ist es dasselbe, wenn ein Politiker der Linkspartei ohne Vorgeschichte und mit den Worten „Du beschissener Kommunist“ aufs Maul bekommt, wie wenn ein AfD-Politiker vermöbelt wird und sich dabei anhören darf, das er „ein verdammter Rassist“ sei.
Doch viele Menschen heißen Gewalt gegen AfD-Vertreter direkt oder indirekt gut. Das ist alles andere als demokratisch.
Ich möchte keine Straßenschlachten zwischen Anhängern unterschiedlicher Ideologien haben, wie sie es in der Weimarer Republik gab.
Skandalisierung der AfD
Medien und Politik haben auch den großen Fehler gemacht, Aussagen der AfD zu skandalisieren.
Ich habe mehrfach Überschriften mit dem Gedanken „Das kann doch nicht sein!“ gelesen. Sobald ich die jeweiligen Aussagen im Kontext las, haben sie spürbar an Kraft verloren.
AfD-Aussagen nach der Clickbait-Methode zu verbreiten, ist unverantwortlich.
Wenn die Partei wirklich menschenfeindlich ist – was ich nicht ausschließen will – dann kann sie durch guten, sachlichen, unaufgeregten, unparteiischen Journalismus und durch AfD-Politiker, die sich selbst gerne reden hören, entlarvt werden.
Die etablierten Parteien werden die AfD jedenfalls nicht mit ihren eigenen Waffen schlagen können.
Die etablierten Parteien müssen wieder unterscheidbarer werden. Es ist bedenklich, wenn die Linkspartei und die Grünen als Opposition nur 127 von 630 Mandaten im Bundestag innehaben und die Kanzlerin der CDU teilweise enthusiastischer unterstützen als das ihre eigenen Parteimitglieder tun.
Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 gab es quasi keine parlamentarische Opposition. Und heute, 2017, ähneln die Aussagen von Politikern aus CDU/CSU, SPD, Grüne, Linkspartei und FDP hinsichtlich des Themas Migration merklich den Aussagen der AfD aus dem Jahre 2015.
Hier kommst du direkt zu meinem Debütroman Nietzsche und Goethe wären heutzutage auch bloß zwei Kellerkinder. Außerdem freue ich mich über jeden, der meine Artikel mit Freunden und Bekannten teilt!